Drohnen über dem Londoner Flughafen Gatwick sorgen für Verkehrschaos

20. Dezember 2018: Der Betrieb am zweitgrößten Airport Großbritanniens London-Gatwick wurde heute aufgrund von wiederholten Drohnensichtungen über dem Flughafengelände komplett eingestellt. Inzwischen geht der Flughafenbetreiber davon aus, dass es sich um einen “gezielten Versuch” handelt, den Flugverkehr zu unterbrechen. Durch den kompletten Ausfall der ca. 760 geplanten Starts und Landungen alleine am heutigen Donnerstag sind über 100’000 Passagiere betroffen, ein Teil davon ist am Flughafen gestrandet. Es handelt sich damit um die bisher massivste Betriebsstörung eines internationalen Flughafens durch eine Drohne.

Schon Mittwoch Abend kam es zur ersten Unterbrechung des Flugverkehrs, nachdem eine oder mehrere Drohnen in unmittelbarer Nähe zum Flughafen Gatwick bemerkt wurden. Kurz nach 3 Uhr nachts am Donnerstag wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen, nur um schon knapp 45 Minutes später nach erneutem Auftauchen der Drohnen wieder eingestellt zu werden.

Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich bei der Drohne gemäss Gatwick-Chef Chris Woodroofe “um ein professionelles Gerät, definitiv keine Standarddrohne von der Stange”. Mittlerweile sind nicht nur zahlreiche Polizeieinheiten und Scharfschützen auf der Suche nach dem Drohnenpiloten, sondern es wurde zusätzlich Unterstützung vom Militär abgefordert.

Warum ist es so schwer, den Drohnenpiloten zu lokalisieren?

Eine professionelle Drohne kann sich bei guten Bedingungen etwa fünf Kilometer weit von dem Piloten mit der Fernbedienung entfernen, ohne das der Funkkontakt abbricht. Der Drohnenpilot kann also die Drohne aus einem Versteck in großer Entfernung starten, und selbst eine relativ große Drohne ist erst aus geringer Entfernung mit dem bloßem Auge erkennbar.

Die maximale Entfernung wird sowohl von der technischen Sendeleistung (innerhalb der EU muss die Sendeleistung im 2,4 GHz-Bereich auf 25 mW begrenzt werden), als auch lokalen Einflussfaktoren auf den Empfang wie hügeliges Gelände und hohe Gebäude, sowie vom Hersteller eingebaute Höhen- und Entfernungslimitierungen begrenzt.

Warum wird die Drohne nicht von einer No-Fly-Zone um den Flughafen gestoppt?

Die meisten gängigen Kameradrohnen werden vom Hersteller auf eine gewisse maximale Flughöhe begrenzt – beim Marktführer DJI sind das meist ca. 500 Meter. Zudem sind No-Flight-Zonen implementiert, in denen sich die Drohne nicht fliegen lasst. Die Software erkennt über das GPS-Signal, ob sich die Drohne in einer solchen Zone befindet. Einige der professionelle Kameradrohnen und Spezialanfertigungen haben diese Einschränkungen allerdings nicht, bzw. ermöglichen das Abschalten des GPS Signals und das komplett manuelle Fliegen der Drohne. Unabhängig von der Implementierung einer Flugverbotszone in der Drohnensoftware ist es ganz klar verboten, in der Nähe eines Flughafens zu fliegen.

Im Juli 2018 sind in Großbritannien neue Gesetzte in Kraft getreten, nach denen sich Drohnenbesitzer strafbar machen, sobald sich ihre unbemannten Fluggeräte einem Flughafengelände auf weniger als einen Kilometer nähern. Bei der Gefährdung eines Flugzeuges drohen Gefängnisstrafen von bis zu fünf Jahren.

Source: Dronesafe.uk

Warum wird die Drohne nicht einfach abgeschossen?

Eine Drohne vom Himmel zu holen, ist gar nicht so einfach. Selbst Scharfschützen haben es schwer, eine Drohne in der Luft zu treffen, die 200-300 Meter entfernt ist. Das Flughafengelände ist weitläufig und der Pilot kann die Drohne in großer Höhe anfliegen und “von oben” in die Anflugszone sinken lassen. Die Drohne ist sehr beweglich und ein schwer zu treffendes Ziel. Die Gefahr, dass Menschen durch Querschläger zu Schaden kommen, ist sehr groß.

Es gibt zwar einige “Drohnenabwehrsysteme” auf dem Markt, die versprechen, Drohnen vom Himmel zu holen. Beispielsweise das Schweizer Start-up Droptec, dass eine Art Pistole anbietet, mit dem ein 2×2 Meter Fangnetz auf die Drohne geschossen wird. Das System ist aber nur für den Nahbereich geeignet und kann Drohnen aus einer Höhe von maximal 50 Metern Höhe aus der Luft holen.

Die Radarsysteme am Flughafen wären übrigens technisch durchaus in der Lage, eine Drohen zu erkennen. In der Praxis werden kleine Objekte aber absichtlich herausgefiltert, weil ansonsten jeder Vogel auf dem Bildschirm sichtbar wäre und zuviele Informationen auf die Lotsen einprasseln würden.

Update: Was für Möglichkeiten zur Drohnenabwehr haben Flughäfen nach den Vorfällen in Gatwick? Eine Übersicht zu den technischen Möglichkeiten: Anti-Drohnensysteme und Transponder für Drohnen

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